Agrarmarkt – Unsicherheit schwankender Getreidepreise
Am Ende gibt die Vermarktung der Ernteerträge aus ökonomischer Sicht Aufschluss darüber, wie erfolgreich eine Vegetation war. Bei der Betriebsführung steht hinsichtlich geeigneter Vermarktungsstrategien ein kostendeckendes Wirtschaften und gutes Risikomanagement im Fokus. Dabei müssen zusätzlich die individuellen Gegebenheiten, wie die Lagerkapazität und Witterungsbedingungen, berücksichtigt werden. Der richtige Verkaufszeitpunkt ist entscheidend. Denn die Getreidepreise werden nicht allein durch die heimischen Gegebenheiten bestimmt, sondern unterliegen ständigen Preisschwankungen, die von globalen Marktgegebenheiten beeinflusst werden. So muss sowohl die heimische als auch die internationale Marktlage zur Maximierung der Erlöse betrachtet werden.
Schätzungen zur internationalen Getreideproduktion und ‑ernte für 2020
Bei der Beobachtung der Agrarmärkte und Getreidepreise können verschiedene Smart Farming Lösungen wie Smartphone-Apps unterstützen. So kann beispielsweise ein Alarm eingestellt werden, der erklingt, wenn Getreidepreise an der Pariser Terminbörse (Marche de Terme International de France MATIF) über- oder unterschritten werden. Darüber hinaus kann mittlerweile sogar der Getreideverkauf durch verschiedene Apps vorgenommen werden. Dennoch bleibt die Frage, mit welchen Erntemengen zu rechnen ist und wie sich die Marktpreise entwickeln. Nach den letzten Dürrejahren sind kaum noch Futterreserven vorhanden, so dass hohe Erntemengen wünschenswert wären. Zumal sich beispielsweise bei Weizen der weltweite Bedarf leicht erhöht hat. Bedingt war dies durch einen höheren Futterverbrauch in Russland sowie höhere Verbräuche in Pakistan und der EU als Nahrungsmittel, Saatgut und Industriegetreide.
Weizen: Nachdem es auch im Jahr 2020, wie in den Vorjahren, in Deutschland zu trocken war, fielen die Weizenerträge, mit regionalen Schwankungen, eher durchschnittlich aus. In der EU blieb die Weichweizenproduktion dagegen hinter den Prognosen zurück. Vor allem die in Frankreich deutlich geringeren Erträge sind dafür verantwortlich, ebenso wie geringere Ernten in Rumänien und Bulgarien. Demgegenüber wird eine große russische Weizenernte erwartet.
Mais: Die Maisernte musste in Deutschland in einigen Regionen aufgrund der hohen Niederschläge vorgezogen werden, wodurch die Erträge geschmälert wurden. Zugleich war es in Frankreich, Deutschland und Rumänien zu warm, was ebenso zu geringeren Ernteerträgen führte.
Gerste: Die Gerstenerzeugung ist im Jahr 2020 auf ähnlichem Niveau zum Vorjahr. Hier wurden die Prognosen gesenkt, da die Erträge in Frankreich geringer waren.
Hafer: Trotz ungünstiger Vegetationsbedingungen hat die Haferernte, auch gemessen am Flächenwachstum, einen steigenden Trend.
Raps: Die Rapsernte für 2020 wird aufgrund höherer Erträge in Deutschland, Polen und Litauen gegenüber dem Vorjahr leicht höher geschätzt. Dabei ist die Betrachtungsweise heterogen und es bestehen regionale Schwankungen je nach den lokalen Anbaugegebenheiten.
Bild von Couleur auf Pixabay
Entwicklung der Getreidepreise am Agrarmarkt: internationaler Getreidehandel
Die Preise für Getreide und Ölsaaten befinden sich sowohl in den USA als auch in Europa weiter auf steigendem Niveau. Ein Blick nach Chicago (Chicago Board of Trade CBOT) zeigt vor allem für Weizen und Mais weiter steigende Getreidepreise. Ähnlich sieht es auf dem Terminmarkt in Paris aus. Preisprognosen stehen derzeit vor der Herausforderung, die Unsicherheiten der trockenen Witterungsbedingungen in Südamerika und Russland sowie die hohe Nachfrage nach Getreide aus China zu berücksichtigen. Dazu kommen geringere Anbauflächen und Erntemengen von Getreide und Ölsaaten, bei denen die Prognosen vor allem in den USA nicht zur tatsächlichen Ernte- und Anbausituation passen. Doch die Prognosen sind teilweise sehr spekulativ. Beispielsweise wird vom Internationalen Getreiderat die Maisernte als geringer vermutet. Dabei hat in Südamerika im September erst die Aussaat begonnen. Und schon jetzt beeinflusst dies nicht nur die Terminbörse in Chicago, sondern auch alle anderen Terminmärkte.
Wie lange wird dieses Preishoch noch andauern und wann ist der richtige Verkaufszeitpunkt gekommen? Sicher kann dies niemand beantworten. Hier gilt es, die Märkte zu beobachten und nach Möglichkeit schnell zu reagieren. Mit der Unsicherheit, ob die Preise weiter so hoch bleiben oder gar noch weiter steigen, flacht der Handel derzeit etwas ab. Viele Landwirte stehen in einer Art Warteposition, ob und wie sich der Markt ändert. Aber auch dies hat Auswirkungen auf die Märkte und kann zu einem Preissturz führen. Sollten jedoch die Erntemengen kleiner ausfallen als von Analysten prognostiziert, würden die Getreidepreise womöglich weiter steigen.
Passende Anwendungen von 365FarmNet
Profit Manager
Mit dem Profit Manager den Unternehmenserfolg der Getreideproduktion planen und steuern, unter Berücksichtigung von Unsicherheiten des Getreidemarktes. Dabei werden Preise und Kurse börsennotierter Waren angezeigt, mit einem Zugriff auf die Kassamarktpreise.
Pressekontakt
Yasmin Moehring Tel. +49 30 25 93 29–901 Mobil +49 151 17 28 18 69 moehring@365farmnet.com