Ertragssteigerung im Grünland mit Über‑, Nach- oder Neuansaat
Im Lauf der Erntezeit entstehen im Grünland fast unvermeidbar Narbenschäden. Durch den Sommer ist die Grasnarbe stellenweise vertrocknet. Es bilden sich Lücken, in denen sich unproduktive Gräser und Unkräuter ausbreiten. Ertrags- und Qualitätseinbußen sind die Folge. Von August bis in den September ist ein guter Zeitpunkt, um das Grünland zu verbessern und Lücken zu schließen. Die Altnarbe weist in dieser Zeit eine geringere Konkurrenzkraft auf, sodass sich neue Gräser besser etablieren können. Entsprechend der Schäden im Grünland besteht die Notwendigkeit der Über‑, Nach- oder im Zweifel der Neuansaat, um im Frühjahr das Ertragsniveau zu steigern.
Pflege oder Neugründung von Grünland
Bei mittlerer bis hoher Nutzungsintensität im Grünland werden ganzjährig pflegende Maßnahmen durchgeführt, um eine dichte Grasnarbe möglichst ohne Unkräuter zu erhalten. Übersaaten werden dabei ein bis mehrmals im Jahr durchgeführt. Als eher vorbeugende Maßnahme werden kleinere vorhandene Lücken geschlossen. Auf diese Weise wird eine Verunkrautung vermindert und die Triebdichte wertvoller Gräser erhöht.
Neben der Übersaat wird auf weniger geschädigten Flächen auch eine Nachsaat vorgenommen, um eine starke Grasnarbe mit wertvollen und leistungsfähigen Gräsern zu erreichen. Ziel ist dabei vorwiegend den Anteil an Deutschem Weidelgras zu erhöhen. Dazu ist eine vorherige mechanische Bearbeitung (Striegeln, Mulchen, Pflegeschnitt) notwendig. Die Grasnarbe wird nicht zerstört. So ist ein gleichmäßiges Austreiben der Grasnarbe gewährleistet. Bei starkem Unkrautbesatz des Grünlandes erfolgt zuvor eine selektive Unkrautbekämpfung. Ohne Nachsäen kommt es häufig zu einer Sekundärverunkrautung (beispielsweise mit Vogelmiere, Hirtentäschel, Jähriger Rispe, Gemeiner Rispe). Wenn sich in den Lücken Ungräser dauerhaft durchsetzen, muss vielfach das Grünland vollständig erneuert werden.
Bei schwer geschädigtem Grünland mit einer Verunkrautung von mehr als 50 % ist eine Nachsaat meist nicht ausreichend und eine Neuansaat wird erforderlich. Diese sollte möglichst im Herbst durchgeführt werden. Durch eine höhere Niederschlagswahrscheinlichkeit kann die Neuansaat besser auflaufen und der erste Aufwuchs liegt im Frühjahr und verspricht einen guten Ertrag mit hohem Qualitätspotential. Gegenüber der Über- und Nachsaat als Grünlandpflegemaßnahmen, die in produktionstechnische Routinen eingefügt werden, ist die Neuansaat eher als letztes Mittel eingesetzt, wenn vorherige regenerative und pflegenden Maßnahmen nicht erfolgreich waren oder eine Umwandlung von Acker- in Grünland geplant ist. Neuansaaten erfordern mehr Bodenbearbeitung und sind während der Vegetationsperiode mit einem längeren Futterausfall verbunden.

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Saat und Sortenwahl: Deutsches Weidelgras, Knaulgras, Wiesenschwingel
Eine Über‑, Nach- und Neuansaat ist entsprechend der Lage während der Vegetationszeit von März bis September möglich. Im Frühherbst nach der zweiten Nutzung sind aufgrund der Witterung die Bedingungen für eine Über- oder Nachsaat meist sehr gut, mit ausreichender Bodenfeuchtigkeit und Taubildung. Dabei besteht zusätzlich kaum Konkurrenzkraft innerhalb der Grasnarbe. Bei einer Über- oder Nachsaat bis Mitte September hat der angesäte Bestand ausreichend Zeit für die Entwicklung, um möglichst robust in den Winter zu gehen. Die Nachsaat erfordert Bodentemperaturen von mind. 10°C und Niederschläge, um die Keimung des Grassamens zu fördern. Bei geringen Schäden (Lücken bis zu 30 %) ist eine Saatgut-Aufwandmenge von 10–15 kg/ha erforderlich, bei größeren Schäden 20–30 kg/ha. Dagegen liegt die Saatstärke bei Übersaaten zwischen 5–10 kg/ha. Bei Neuansaaten variiert die Saatgut-Aufwandmenge je nach Lage und Standortbedingungen zwischen 35–100 kg/ha.
Bei der Sortenwahl werden für Über- und Nachsaaten spezielle Nachsaaten- oder Regenerationsmischungen verwendet. Darin sind ausschließlich schnell keimende und wachsende Grasarten enthalten, um Lücken in kürzester Zeit zu schließen. Demgegenüber weisen Sorten für Neuansaaten ein größeres Artenspektrum auf. Insgesamt werden die Grassorten bezüglich der Standortbedingungen und der Nutzungsintensität ausgewählt. Zur Risikominimierung werden vielfach Mischungen verschiedener Grasarten mit unterschiedlichen Reifegruppen eingesetzt. Zusätzlich wird bei der Auswahl der Gräser auf Aspekte wie Krankheitsresistenz, Ausdauer, Ertrag und Futterqualität berücksichtigt. Besonders für Nachsaaten werden Gräser mit überdurchschnittlicher Keimfähigkeit bevorzugt. Dazu gehören unter anderem Deutsches Weidelgras, Knaulgras und Wiesenschwingel. Das Deutsche Weidelgras, als eines der wichtigsten Kulturgräser, hat optimale Wachstumsbedingungen auf frischen lehmigen/tonigen Böden im Flachland und im Seeklima. Das Knaulgras ist dagegen ein sehr massenwüchsiges Gras, das früh treibt, gute Futterwerte erzielt und auf nährstoffreichen Mineral- und Moorböden in frischen und mäßig feuchten Lagen gute Wachstumsbedingungen findet. Demgegenüber zählt der Wiesenschwingel zu den wichtigsten Futtergräsern mit einer hohen Futterwertzahl, wobei die Konkurrenzkraft von Wiesenschwingel im intensiven Grünland mit 4 und mehr Schnitten gering ist. Gute Wachstumsbedingungen findet der Wiesenschwingel auf frischen und feuchten Mineral- und Moorböden.
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