Aspekte der Stoppelbearbeitung – Kriterien für die Anwendung in der Praxis
Direkt nach der Ernte wird bereits der Grundstein für das nächste Jahr gelegt. Hier werden ertragsrelevante Entscheidungen getroffen, die auch den Boden beeinflussen. Für die Stoppelbearbeitung und Saatbettbereitung gibt es dafür unterschiedliche Aspekte, die bei der Auswahl eines Verfahrens beachtet werden sollten. Zum einen spielen phytomedizinische Gründe eine Rolle. Zum anderen sind die Standortbedingungen und die geplante Folgefrucht ausschlaggebend.
Die Stoppelbearbeitung dient im Allgemeinen dazu, das Keimen von Ausfallgetreide und Unkrautsamen anzuregen, und die Verrottung von Stroh und anderen Pflanzenresten zu fördern. Die Saatbettbereitung soll optimale Bedingungen für die Aussaat und das Wachstum der Folgefrucht gewährleisten, damit sich die nächste Kultur gut etablieren kann. Wichtig hierbei sind Eigenschaften wie die allgemeine Beschaffenheit und Exposition der Böden, sowie damit verbundene Erosions- und Trockenrisiken. Zu diesen Standortbedingungen zählen ebenfalls wechselnde klimatische Bedingungen und zu erwartende Wetterlagen. Aber auch betriebswirtschaftliche Überlegungen und Rahmenbedingungen wie Mechanisierung, Ertragserwartung, Arbeitskraftausstattung und Unterschiede im Kraftstoffverbrauch fließen bei der Bewertung mit ein.
Die Auswahl des Verfahrens und der Zeitpunkt der Stoppelbearbeitung wirken auf die Eigenschaften des Bodens, und haben einen direkten Einfluss auf den Wasserhaushalt von Ackerflächen. Häufigere Starkregenereignisse und zunehmende Trockenphasen verändern das Anforderungsprofil an Ackerbausysteme. Die Förderung der Infiltrations‑, Speicher und Drainagefähigkeiten der Böden gewinnen an Bedeutung. Diese Eigenschaften werden durch mulchende, flache und konservierende Verfahren weitestgehend gefördert. Welche Alternative ein optimales Ergebnis erzielt, muss individuell auf den Betrieben und den örtlichen Gegebenheiten angepasst entschieden werden.
Um diese Entscheidung zu unterstützen, können die Eigenschaften der Böden mit Hilfe geeigneter Agrarsoftware festgehalten werden. In Kombination mit den durchgeführten Maßnahmen in der Bodenbearbeitung bietet sich so eine Möglichkeit, die Effekte der gewählten Methode für die Stoppelbearbeitung sichtbar zu machen. Um von den positiven Effekten der pfluglosen Bodenbearbeitung profitieren zu können, muss das Verfahren aber längerfristig zur Anwendung kommen.
Wechselseitiger Einfluss von Stoppelbearbeitung und Standortbedingungen
Die Verfahren im Pflanzenbau reichen von viel bis wenig Zugkraft, über tiefe bis ultraflache Bearbeitung, hin zu Alternativen wie Direktsaatverfahren ganz ohne Stoppelbearbeitung. Eine wendende Bodenbearbeitung ist dabei die mit am weitesten verbreitete Methode, um die nächste Aussaat vorzubereiten. Das Verfahren stellt jedoch einen großen Eingriff in die Bodenstruktur dar. Die Vorteile, die hierbei immer wieder genannt werden, sind: ein reiner Tisch, ideale Bedingungen für herkömmliche Sämaschinen und ein geringerer Unkraut- und Schädlingsdruck, besonders bei einer engen Fruchtfolge. Die phytosanitären Gründe für eine wendende Bodenbearbeitung sind also nicht unerheblich, da Beikräuter, Wurzelunkräuter und ein hoher Schädlingsbefall ein enormes Problem darstellen können. Um dem Schädlingsbefall entgegenzuwirken, müssen Ernterückstände zerkleinert, verteilt und sauber eingearbeitet werden. Eine gute Stoppelbearbeitung beseitigt unerwünschte Kulturen und bietet so eine Möglichkeit für mechanischen Pflanzenschutz. Bei tiefgehender Bodenbearbeitung ist eine Rückverfestigung notwendig, um die Wasserversorgung der Pflanze sicherzustellen.
Im Hinblick auf die Bodeneigenschaften entstehen hierbei aber auch einige Nachteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Konventionelle Bodenbearbeitung mit dem Pflug wird als Hauptursache für infiltrationshemmende, abfluss- und erosionsfördernde Bodenverschlämmung angesehen. Durch mangelnde Belüftung in solchen Böden kommt es unter anderem zu Sauerstoffmangel in der Krume, unzureichender Bodenerwärmung, zu einer mangelhaften Wurzelausbildung der Hauptkultur und somit zu einer schlechten Bestandsentwicklung. Gestautes Oberflächenwasser führt zu Wassererosion durch Abdrift von Nährstoffen und Bodenpartikeln auf der Erdoberfläche. Die Möglichkeiten im Bereich nichtwendender Verfahren werden daher immer wichtiger.
Langzeitversuche liefern bereits valide Daten für die Beurteilung der einzelnen Verfahren. Generell gilt, dass es bei der Auswahl eines Verfahrens auf die vorherrschenden Standortbedingungen ankommt. Aber auch hier gilt, alles was technisch möglich ist muss nicht immer pflanzenbauliche Vorteile bringen. Zu Nasse Böden sollten besonders bei einem hohen Tonanteil nicht bearbeitet werden. Hier besteht die Gefahr der Verdichtung, wodurch die Bodeneigenschaften drastisch verschlechtert werden. Eine Erhöhung des chemischen Pflanzenschutzes für eine bessere Unkrautbeseitigung kann die Zerstörung der Bodenfauna vorantreiben, was sich ebenfalls negativ auf den Boden auswirken kann. Fehlerhafte Bodenbearbeitung kann zu irreversiblem Bodenverlust und Bodenschadverdichtung führen. Welche nichtwendenden Verfahren im Ackerbau zur Anwendung kommen können, ist im folgenden Abschnitt dargestellt.
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Alternativen in der Stoppelbearbeitung
Um sich mit den Problemen der nichtwendenden Verfahren auseinanderzusetzen und die Vorteile nutzen zu können, gibt es mehrere Ansätze. Eine Herausforderung sind hier die organischen Rückstände der Vorfrucht und daraus entstehende mechanische und phytosanitäre Probleme. Eine breite Fruchtfolge ohne Selbstfolgen und häufigen Zwischenfrüchten ist eine sehr gute Möglichkeit, um mit Beikräutern und einem steigenden Schädlingsdruck fertig zu werden. Hier bieten sich beispielsweise ein häufiger Wechsel von Sommer- und Winterkulturen oder das integrieren von Untersaaten an. Auflaufendes Ausfallgetreide wird durch den steigenden Konkurrenzdruck und die zunehmende Beschattung der Zwischenfrucht weitestgehend unterdrückt. Die Aufwüchse der Zwischenfrucht dienen im zweiten Schritt zusätzlich als Gründüngung für die Hauptkultur. Den Bedeckungsgrad des Bodens generell hochzuhalten, hilft nicht nur unerwünschte Pflanzenbestände zu vermeiden. Dadurch kann die Bodenerosion ebenfalls deutlich reduziert werden. Für den Erosionsschutz ist dabei der Anteil an organischer Substanz entscheidend, der an der Bodenoberfläche bis zum Bestandsschluss zurückbleibt. Schadorganismen können zusätzlich reduziert werden, indem man deren Rückzugsorte für die Überwinterung mechanisch zerstört.
An Technik für die nichtwendenden Bodenbearbeitung mangelt es ebenfalls nicht. Es gibt mittlerweile einige Maschinen auf dem Markt, die sich für eine flache Bearbeitung eignen und mit denen Pflanzenreste gut zerkleinert oder eingearbeitet werden können. Für die Direktsaat gibt es ebenfalls geeignete Geräte, um trotz der organischen Auflage eine sehr gute Kornablage zu realisieren und ein sauberes Ergebnis zu erzielen. Hiermit kann die Bodenbearbeitung und Aussaat in einem einzigen Schritt vorgenommen werden. Streifenförmige Varianten in sogenannten Strip-Till Verfahren bieten die Möglichkeit, den Boden nur an der Stelle zu lockern, an der die Kulturen auflaufen sollen. So wird der Boden möglichst wenig gewendet und erosionsmindernde Strukturen werden konserviert. Bei der streifenförmigen Aussaat können Düngemittel direkt unter den Pflanzen ausgebracht werden, wodurch eine effiziente Nährstoffversorgung sichergestellt ist.
Für nicht wendende Verfahren gibt es zusätzliche Vergütungen aus der Direktzahlungsverordnung. Für eventuelle Ertragseinbußen sind also auch finanzielle Anreize vorgesehen, um den betriebswirtschaftlichen Verlust auszugleichen. Für den Nachweis der Maßnahmen und die Einhaltung der vorgegebenen Rahmenbedingungen, zum Beispiel im Bereich Cross-Compliance, ist eine digitale Aufstellung des Betriebes sinnvoll. Welche Verfahren sich eignen und ob eine nichtwendende Bodenbearbeitung sinnvoll ist, muss anhand der Betriebsstrukturen individuell geprüft und entschieden werden. Welche Effekte an den jeweiligen Standorten entstehen, sollte am besten vorher auf Teilflächen versucht und analysiert werden. Um die Maßnahmen zu dokumentieren und die Effekte beurteilen zu können, lohnt es sich den Betrieb zu digitalisieren und eine geeignete Agrarsoftware zu verwenden.
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Yasmin Moehring
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