Mit der Zuckerrübenaussaat den Grundstein für eine gute Zuckerrübenernte legen
Zuckerrüben werden heute in der Europäischen Union auf etwa 1,5 Mio. ha angebaut. Die Produktion konzentriert sich vor allem auf drei Länder: Frankreich mit 423.000 ha Anbaufläche im Jahr 2020, Deutschland mit 386.000 ha und Polen mit 238.000 ha. An der Gesamt-Erntemenge von geschätzten 110 Mio. t – bei einem Durchschnittsertrag von 73,4 t/ha – hat Frankreich mit fast 36 Mio. t den größten Anteil, gefolgt von Deutschland mit knapp 30 Mio. t und Polen mit etwa 14,3 Mio. t.
Die Erntemenge unterliegt immer wieder stärkeren Schwankungen. Hier hat die Witterung einen entscheidenden Einfluss. Die zurückliegenden Dürrejahre hatten teils deutliche Mindererträge im Pflanzenbau zur Folge. Insgesamt kann im Zuckerrübenanbau eine rückläufige Anbaufläche und in der Industrie ein Rückgang der Zuckerfabriken beobachtet werden. Gab es 1993 auf dem Gebiet der EU 27 noch 328 Zuckerfabriken, so sind es heute nur noch etwa 100. Oft gilt aber ein Zuckerrübenanbau nur in einem Umkreis von etwa 100 km um eine Zuckerfabrik als wirtschaftlich.
Dennoch: In vielen Regionen ist die Zuckerrübe aktuell eine wichtige Kultur im Pflanzenbau. Sie lockert getreidebetonte Fruchtfolgen auf und bietet als Sommerung Platz für den Anbau von Zwischenfrüchten zur Bodenverbesserung und Bekämpfung von Schaderregern. Allerdings verlangt die Kultur viel Aufmerksamkeit: Die Ansprüche an Saatbett, Aussaatbedingungen und Bestandesführung sind beträchtlich.
Zuckerrübenaussaat – mit der Aussaat den Ertrag beeinflussen
Optimale Aussaatbedingungen bilden die Basis für eine erfolgreiche Saison, gekrönt von einer ertraglich und qualitativ guten Ernte. Bei der Aussaat sind folgende Punkte zu beherzigen:
Saatbettbereitung: Ziel ist, eine günstige Umgebung mit optimalem Bodenschluss vorzubereiten. Sie sollte flach erfolgen, jedoch tief genug, dass Schlepperspuren unterfahren werden. Auf ausreichende Rückverfestigung des Saatbetts ist zu achten, es darf nicht zu fein sein. Es gilt die Regel: Saatbett geht vor Saatzeit.
Aussaattermin: So früh wie möglich, so spät wie nötig. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Die Zuckerrübenaussaat erfolgt meist zwischen Mitte März und Mitte April, in Regionen mit Spätfrostgefahr ist Vorsicht geboten. Wichtiges Kriterium für den Saattermin ist die Bodentemperatur: Die Keimung beginnt bei 5 – 6 °C, optimal sind 10 – 12 °C.
Technik prüfen: Vor der Zuckerrübenaussaat ist die Überprüfung der Technik dringend anzuraten. Schare, Zellenräder, Nachläufer und Andruckrollen werden überprüft. Abnutzung und Verschleiß schränken die optimale Funktion ein.
Saatgutablage: Ein Bestand von 80.000 bis 100.000 Pflanzen/ha ist optimal. Dafür sind um die 110.000 Pillen zu legen, bei einem Reihenabstand von 45 oder 50 cm sind das Abstände von 18 bis 22 cm in der Reihe. Die optimale Ablagetiefe beträgt 1,5 bis 2,5 cm. Sie orientiert sich an der Saatbettbereitung, denn das Saatgut muss auf festem Untergrund mit Anschluss ans Kapillarwasser liegen.
Teilflächenspezifische Aussaat: Sie erfolgt über die Variation der Saatabstände in der Reihe. Die Anpassung der Aussaatstärke an unterschiedliche Ertragspotentiale des Bodens macht es möglich, auf Teilflächen höhere Erträge zu erzielen und so die Effizienz zu steigern.
Mäusebefall: Ist starker Mäusebefall zu befürchten, dann ist eine optimale Zuckerrübenaussaat besonders wichtig. Mäuse bevorzugen den Keimling nur in einem bestimmten Wachstumsstadium, sobald die Pflanze dieses „durchwachsen“ hat, ist sie für die Nager nicht mehr interessant. Eine Ablenkfütterung auf dem Schlag bzw. auf Teilflächen ist ebenfalls möglich.
Umbruchentscheidung: Sind die Bestände unbefriedigend, muss zuallererst die korrekte Bestandesdichte ermittelt werden. Stehen noch über 45.000 Pflanzen/ha, sollte von einem Umbruch Abstand genommen werden. Auch bei geringeren Pflanzenzahlen gilt: Stehen die Rüben gleichmäßig verteilt, können auch niedrigere Bestandesdichten toleriert werden. Bei unter 40.000 Pflanzen/ha wird ein Umbruch empfohlen, er sollte dann schnell durchgeführt werden, um nicht noch mehr Vegetationszeit zu verlieren.
Wie können die Erträge in Menge und Qualität zur Zuckerrübenernte gesteigert werden?
Bei einer Produktion unter freiem Himmel beeinflussen viele Faktoren die Ertrags- und Qualitätsbildung. Nicht alle davon sind durch den Landwirt selbst beeinflussbar. Umso wichtiger ist es, diejenigen Faktoren bestmöglich abzusichern, bei denen eine Einflussnahme möglich ist. Bei Zuckerrüben ist allerdings zu bedenken, dass optimale Erträge aus zwei Faktoren bestehen: dem Gewicht und dem prozentualen Zuckergehalt der Rüben. Aus dieser Kombination ergibt sich der Zuckerertrag pro Hektar. So ist bei der Bestandesführung auch auf beide Faktoren einzugehen.
Für hohe Erträge ist auf die Grundsätze der Anbautechnik – wie ausreichende Anbauabstände – sowie eine termingerechte, perfekt vorbereitete Aussaat unter Beachtung der oben dargelegten Hinweise Wert zu legen. In der Folge spielt eine ausgewogene Pflanzenernährung eine herausragende Rolle, denn zahlreiche Makro- und Mikronährstoffe sind für ein gutes Wachstum notwendig. Der Düngung kommt noch eine größere Bedeutung zu, denn sie bestimmt wesentlich über die Inhaltsstoffzusammensetzung. Die Qualität der Rübe ist umso höher, je höher die Konzentration der Saccharose und je geringer die Verunreinigung mit beispielsweise Aminosäuren, Kalium und Natrium ist, die den extraktionsfähigen Zucker reduzieren. Hier ergibt sich für die N‑Düngung eine Zwickmühle, denn viel Stickstoff steigert zwar den Ertrag, senkt aber den Saccharosegehalt und erhöht die Saftunreinheiten. Also gilt es, genau so viel Stickstoff zu düngen, dass ein optimales Verhältnis von Erträgen und Zuckergehalten gesichert ist.
Die wichtigste Einflussnahme auf Erträge und Qualitäten erledigt der Landwirt jedoch schon vorher: über die Sortenwahl. Die Hälfte der Ertragssteigerungen – seit 1993 ist das Ertragsniveau um mehr als ein Drittel gestiegen – beruht auf züchterischen Verbesserungen!
Nicht zuletzt sind aber hohe Erträge und Qualitäten nur zu erreichen, wenn die Pflanze gesund ist. Auch hier hat die Züchtung Großes geleistet, heute sind zahlreiche Sorten mit ein- oder mehrfachen Resistenzen gegenüber Schaderregern verfügbar. Monitoringprogramme und Beratungsplattformen helfen zudem bei der Umsetzung eines integrierten Pflanzenschutzes.
All diese Faktoren tragen dazu bei, dass auch zukünftig Erträge und Wirtschaftlichkeit gesichert werden und die Rübe ihre Stellung als „Königin der Feldfrüchte“ behält.
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Yasmin Moehring Tel. +49 30 25 93 29–901 Mobil +49 151 17 28 18 69 moehring@365farmnet.com