Voraussetzungen für eine Düngung mit Precision Farming
Precision Farming und teilflächenspezifische Bewirtschaftung in der Landwirtschaft sind längst keine neuen Erfindungen mehr. Entsprechende Technologien werden bereits seit den 1990er-Jahren entwickelt und praxiserprobt. Die Wissenschaft setzt dabei auf unterschiedliche Forschungsgebiete. Zum einen geht es um verbesserte Sensortechnik zur Analyse der Boden- und Pflanzeneigenschaften. Zum anderen werden landtechnikgebundene Technologien zur Erfassung und Bewertung von Erntegütern vorangetrieben. Auch moderne Technik für die teilflächenspezifische Ausbringung von Dünger steht im Fokus – mit dem Ziel, kleinräumige Heterogenität von Standorten zu erkennen, um so das Pflanzenwachstum stetig zu verbessern. Mithilfe von Daten aus der georeferenzierten Kartierung von Bodeneigenschaften, Ertragsmessungen und Pflanzenparametern werden Informationen für landwirtschaftliche Maßnahmen gebündelt. Diese lassen sich beispielsweise für eine teilflächenspezifische Düngung nutzen. Zur optimalen Auswertung der Daten lohnt sich der Einsatz einer Agrarsoftware.
Ziel von Precision Farming ist es, Düngemittel und Saatgut effizienter einzusetzen. Insofern kann man davon ausgehen, dass sich mit Precision Farming ein höherer Deckungsbeitrag im Pflanzenbau erzielen lässt. Die ökonomischen Vorteile liegen also in einer Kostensenkung durch reduzierten Faktoreinsatz oder in einem gesteigerten Ertrag mit höherer Qualität des Ernteguts. Auch darf angenommen werden, dass sich Nährstoffeffizienz und Produktivität erhöhen und sich gleichzeitig die Gefährdung von Grund- und Oberflächenwasser vermindert. Diesen Vorteilen stehen allerdings Kosten für Informationsbeschaffung, Software und Landtechnik gegenüber, die bei der Bewertung von Precision-Farming-Technologien einbezogen werden müssen. Inwieweit Precision Farming unterm Strich tatsächlich Kosten senkt, muss deshalb genau beobachtet werden. Welche Faktoren dabei ausschlaggebend sind, wird im folgenden Kapitel dargestellt.
Faktoren für die Bewertung von Precision Farming
Precision Farming kann für unterschiedliche Maßnahmen in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Mithilfe von Applikationskarten lassen sich teilflächenspezifische Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz und Bodenbearbeitung durchführen. Verbesserungen bezüglich der Ausbringung von Düngemitteln liegen zum Beispiel im Bereich von bis zu 50 Prozent der üblichen Applikationsmenge. Ähnliche Ergebnisse lassen sich für die Aussaat erzielen.
Untersuchungen zeigen weiterhin, dass bei gleichen Erträgen die Aussaatmenge deutlich reduziert werden kann. Auch bei der teilflächenspezifischen Applikation von Pflanzenschutzmitteln liegt der Vorteil in einer reduzierten Menge. Aber: Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln kommen häufig als Mischung zum Einsatz. Daher ist eine reduzierte Ausbringmenge nicht immer möglich, ohne Risiko einer unzureichenden Wirkung. Fällt diese nämlich zu gering aus, drohen Resistenzen bei Krankheitserregern. Daher sollte man Precision Farming im Pflanzenschutz stets individuell bewerten und exakt planen.
Für die Düngung gibt es bereits umfangreiche Versuche, die die Leistungsstärke der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung im Bereich Precision Farming analysieren. Die Wirtschaftlichkeit von Precision Farming bei Düngemaßnahmen hängt dabei von unterschiedlichen Faktoren ab, wie zum Beispiel den Investitionen, um Technologien überhaupt nutzen zu können. Hierzu zählen auch die Kosten für Maschinen zur teilflächenspezifischen Ausbringung und für Software. Standortbedingungen und Kennzahlen, wie Betriebsgröße, Anbaufläche, Anteil der betrachteten Fruchtart und Heterogenität der Schläge, sind für eine Beurteilung ebenfalls wichtig. Dabei gilt: Bei Böden mit geringen Unterschieden fällt der Effekt der teilflächenspezifischen Düngung logischerweise geringer aus. Zusätzlich ist die Ausbildung der Mitarbeitenden ins Kalkül zu ziehen. Gerade die Kosten für Informationsbeschaffung und Weiterbildung werden häufig außen vor gelassen, was eine exakte Bewertung verwässert.
Um also zu belastbaren Aussagen zu kommen, ist eine Vollkostenrechnung notwendig. Zur Untersuchung der Effekte stehen mehrere Methoden zur Verfügung. Zum einen können Parzellen- und Streifenversuche durchgeführt werden, bei denen man einheitliche und teilflächenspezifische Anbauvarianten miteinander vergleicht. Zum anderen lassen sich die Auswirkungen der angepassten Düngung auf den Ertrag über Wachstumsmodelle simulieren.
Potenzial von Precision Farming
Bei der Leistungsbewertung von Precision-Farming-Technologien zeichnet sich in der Literatur ein heterogenes Bild ab. Die ökonomischen Auswirkungen einer angepassten Düngung werden sowohl positiv als auch negativ bewertet. Ein Grund dafür sind vielzählige und (meist) unkontrollierbare Umwelteinflüsse, die eine quantitative Bewertung der Effekte erschweren. Feldversuche unter konstanten Bedingungen sind eben nur schwer durchzuführen. Bei der ökologischen Auswirkung zeigt sich, dass eine teilflächenspezifische Düngung in vielen Bereichen zur reduzierten Umweltbelastung durch Nitratauswaschung führen kann. Ausgewertete Feldversuche belegen weiterhin, dass mit Precision-Farming-Technologien im Pflanzenbau ein höherer Deckungsbeitrag tatsächlich möglich ist. Die Ergebnisse weisen jedoch eine relativ hohe Spanne auf. Inwieweit sich Precision Farming also finanziell lohnt, muss jeder Betrieb für sich untersuchen und entscheiden.
Zusätzlich lassen sich mit Precision-Farming-Technologien Maßnahmen und Ergebnisse im Pflanzenbau automatisiert dokumentieren. Unter diesem Aspekt birgt jeder Hof einen ungehobenen Datenschatz, der sich für aussagekräftige Informationen im Sinne einer effizienten Landwirtschaft nutzen lässt. Um die Datenflut überhaupt verarbeiten zu können, braucht es geeignete Farm-Management-Informations-Systeme, wie zum Beispiel die kostenfreie Basisversion von 365FarmNet. Mit dieser Software lassen sich Daten eines landwirtschaftlichen Betriebs erfassen, vernetzen und auswerten. Die daraus generierten Informationen bilden eine wichtige Entscheidungsgrundlage für Maßnahmen im Pflanzenbau. Mit geeigneter Agrarsoftware hat also jeder Betrieb ein Handwerkszeug an der Hand, um intensiver in das Thema Precision Farming einzusteigen.
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