Zwischen Rapsblüte und Abreife – bei Raps entscheidet der richtige Erntezeitpunkt
Die Anbaufläche für Raps in der EU ist in den letzten Jahren stark rückläufig. Die schlechte Wetterlage und steigender Schädlingsdruck haben unter anderem zu einem deutlichen Rückgang der Anbaufläche geführt. Die bisherig niedrigste Aussaatfläche erreichte Deutschland in 2018, sie betrug damals 850.000 ha. In Frankreich wurden zur diesjährigen Ernte nur 950.000 ha ausgesät. In 2020 waren es noch 1,1 Mio. ha. In Polen hingegen ist die Rapsanbaufläche in den letzten drei Jahren mit knapp 900.000 ha relativ konstant geblieben. Der niedrigste Stand in der EU wurde zur Ernte 2019 erreicht, wo die Fläche knapp 5 Mio. t betrug. Zur Ernte 2021 beträgt die Rapsaussaatfläche 5,2 Mio. ha (ohne Vereinigtes Königreich mit aktuell 330.000 ha).
Für das Wachstum des Rapses herrschen in Europa unterschiedliche klimatische Bedingungen, die sich zusätzlich zu den regionalen Witterungsverhältnissen auf die Blüte auswirken. Das Wetter in Frankreich wird überwiegend durch ein maritimes Klima beeinflusst. In Deutschland wird das maritime Klima von kontinentalen Einflüssen geprägt. In Polen herrscht vorwiegend ein kontinentales Klima vor. Dementsprechend verschiebt sich auch der Erntezeitpunkt, d.h. dass in der Regel der Drusch in Frankreich zuerst beginnt. Um beurteilen zu können, wie weit die Bestände entwickelt sind, kann man unter anderem Sattelitenbilder auswerten und so den richtigen Zeitpunkt bestimmen.
In diesem Jahr sind die Feldbestände in Europa unterschiedlich durch den Winter gekommen. Frankreich wurde im April von starken Frösten heimgesucht, Ertragseinbußen sind zu erwarten. Aktuelle Schätzungen gehen von einer Erntemenge von 2,9 Mio. t aus (Vorjahr 3,3 Mio. t). Für Deutschland wird, wie im Vorjahr eine Ernte von ca. 3,5 Mio. t erwartet. Hier sind die die Bestände überwiegend in einem guten Zustand. Aufgrund der kühlen Monate April und Mai hinken die Pflanzen aber insgesamt ihrer Entwicklung ca. zwei bis drei Wochen hinterher. Auch für Polen erwarten die Prognosen eine Ernte ähnlich wie im Vorjahr mit ca. 2,7 Mio. Tonnen. Um eine genaue Analyse der Wettereinflusses vornehmen zu können, sind historische Wetterdaten an den jeweiligen Standorten von Vorteil.
Gleichmäßige Abreife für die Rapsernte erreichen
Für die Ertragsbildung des Rapses ist neben dem richtigen Erntezeitpunkt der Einfluss der Witterung während des Rosettenstadiums ausschlaggebend für den Ertrag, da sich aus den Rosetten der Haupttrieb mit zahlreichen Seitentrieben entwickeln. Dabei ist auch die Anzahl der Schoten ein wichtiges Ertragskriterium. Diese reifen bekanntlich von oben nach unten und sind somit nicht alle zum gleichen Zeitpunkt erntereif. Darüber hinaus ist der Erntezeitpunkt abhängig von der gewählten Sorte. Voraussetzungen für den richtigen Erntezeitpunkt sind der Anteil an braunen Schoten und schwarzen Samen, sowie ein Feuchtegehalt von max. 11%. Häufig wird der Raps zu früh geerntet, um Arbeitsspitzen in anderen Kulturen zu vermeiden oder weil ein hoher Ausfall befürchtet wird. Dabei ist für den Ertrag ausschlaggebend, wie reif die Schoten im mittleren und unteren Bereich der Pflanze sind. Sie tragen am meisten zu einem hohen Ertrag bei. Das Aufplatzen der oberen Schoten ist noch kein Indiz dafür, dass die Schoten im unteren Bereich ebenfalls erntereif sind. Diese Vorernteverluste müssen in der Regel einkalkuliert werden. Weiterhin kann eine gleichmäßigere Abreife mit dem Einsatz von Wachstumsreglern unterstützt werden. Durch Wachstumsregler wird die Entwicklung der Nebentriebe gefördert und das Längenwachstum gebremst. Bei ungleichmäßiger Abreife sowie starker Verunkrautung kann eine chemische Abreifebeschleunigung vorgenommen werden. Hier kommen verschiedene Blattherbizide zum Einsatz. Wird zu früh gedroschen hat dies nicht nur einen negativen Einfluss auf den Ölgehalt, sondern auch auf den gesamten Ertrag. Zusätzlich verkleben die unreifen Körner die Triebwerke der Mähdrescher, was die Ernte erschwer. Für die Planung, Überwachung und Auswertung der Maßnahme auf den Schlägen oder eine Dokumentation der kompletten Ernte gibt es unterschiedliche Farm Management Informationssysteme (FMIS), mit denen sich die relevanten Daten anschaulich darstellen und beurteilen lassen.
Ausfall- und Durchwuchsraps vermeiden
Wenn vor oder während der Ernte die Rapskörner aus den Schoten fallen und in der nachfolgenden Kultur wieder keimen so sprechen wir von Ausfall- und Durchwuchsraps. Hohe Durchwuchsanteile gefährden die Anbausicherheit, verursachen höhere Kosten und können den Ertrag empfindlich reduzieren. Als Faustzahl dient dabei, dass in eine Größenordnung von ca. 10% Durchwuchsraps das Ertragspotential der Hauptfrucht um wenigstens 5% beeinträchtigt wird.
Für die Bekämpfung bzw. Reduzierung des Durchwuchsrapses ist die Bodenbearbeitung entscheidend, die unmittelbar nach Ernte erfolgen sollte. Je mehr Zeit zwischen der Erntezeitpunkt und anschließender Bestellung liegt, desto mehr Möglichkeiten zur Ausfallrapsbekämpfung bieten sich. Ziel der Bodenbearbeitung ist dabei, die Rapskörner zur Keimung anzuregen. Dabei hat sich gezeigt, dass eine flache Bodenbearbeitung von max. 3–4 cm am besten geeignet ist. Wenn im Boden genug Feuchtigkeit vorhanden ist läuft der überwiegende Teil des Ausfallrapses von selbst auf. Wird der Boden hingegen tief bearbeitet, werden die Körner vergraben und fallen in Keimruhe. In den Folgejahren können die Körner dann kontinuierlich auflaufen. Eine weitere Möglichkeit den Anteil des Durchwuchsrapses zu senken besteht aus einer stärkeren Saatdichte. Dabei verbessert eine höhere Saatstärke die Unterdrückung des konkurrenzschwächeren Durchwuchsrapses.
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