Die Ursprünge der Rinderhaltung
Vor etwa 10.000 Jahren gelang es dem Menschen, den Auerochsen zu zähmen und zu nutzen. Die Verwendungsmöglichkeiten waren vielfältig. Die Tiere lieferten Milch und Fleisch und eigneten sich zudem bestens als Zugtiere. Damit hat das Rind sicherlich einen wichtigen Beitrag zur Sesshaftwerdung des Menschen geleistet. Durch Zucht formten unsere Vorfahren eine Vielzahl von Rinderrassen. Unsere heutigen Milchviehrassen sind demzufolge eine Momentaufnahme eines seit Jahrtausenden währenden Ausleseprozesses, der sich auch in Zukunft fortsetzen wird. Parallel zu diesen Entwicklungen formte sich auch ein ausgeklügeltes Herdenmanagement, welches heutzutage auch mit digitalen Lösungen dazu beiträgt, die Effizienz der Milchproduktion zu steigern und zugleich ein besonderes Augenmerk auf die Gesundheit der Milchkühe zu richten.
Züchtungserfolge und heutige Verwendungsrichtungen – einseitig spezialisiert oder vielseitig differenziert
Heutzutage stützt sich die Zucht von Milchviehrassen auf höchst ausgefeilte Methoden. Die Grundlagen hierfür wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit der Gründung von Zuchtverbänden gelegt, in denen sich Züchter organisierten, die Qualitäten ihrer Tiere vergleichen und ihre züchterischen Erfolge verbessern konnten. Zentral ist hierbei auch die Einführung der Milchleistungsprüfung, die bereits 1884 bei der Allgäuer Herdebuchgesellschaft als auch kurz darauf bei Verbänden in Schleswig-Holstein eingeführt wurde. An der grundsätzlichen Idee, die Leistung von Milchviehrassen zu verbessern, hat sich bis heute nichts geändert. Dabei wird der Begriff „Leistung“ heutzutage wesentlich weiter gefasst. Nachdem über viele Jahrzehnte vor allem die Milchleistung im Vordergrund stand – im Jahr 2020 lag die Milchleistung einer Milchkuh in Deutschland bei 8.457 kg – konzentriert sich die Zucht von Milchviehrassen mittlerweile auf ein wesentlich weiteres Leistungsspektrum. Hierbei geht es darum, gesündere, robustere und langlebigere Tiere zu züchten. Dies ist sowohl aus Gründen des Tierwohls als auch in Hinblick auf die Tierarztkosten opportun. Sicherlich haben sich im Laufe der Jahre auch die züchterischen Methoden geändert. Die künstliche Besamung hat den Deckbullen zumeist verdrängt, in speziellen Zuchtprogrammen kommt der Embryotransfer zum Einsatz.
Die Zucht von Milchviehrassen orientiert sich stets auch an den Entwicklungen der Umwelt und den Bedürfnissen einer Gesellschaft. So hat die weitgehende Abkehr der Milchviehhaltung von der Anbindehaltung hin zu der Unterbringung in Laufställen auch zu Veränderungen in den Zuchtzielen geführt. Der Wunsch von Verbrauchern nach mehr Weidehaltung dürfte sich ebenfalls in der züchterischen Arbeit niederschlagen. Konkret wird hier die Nutzung bzw. Einkreuzung von Rinderrassen aus Frankreich, Skandinaviens und Großbritanniens ins Spiel gebracht. Spannend sind auch die Einflüsse innovativer Technologien in den Kuhställen. Durch die Einführung des Melkroboters erhielt die Platzierung der Striche am Euter einer Kuh einen größeren Stellenwert. Und sicherlich wird auch die zunehmende Nutzung von computergestützten Methoden zum Herden- und Gesundheitsmanagement ihre Spuren in den züchterischen Bemühungen hinterlassen.
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Trends in der Entwicklung – Fleischrinder und Vermarktungsstrategien
Bei der Haltung von Fleischrindern liegt der Fokus der Produktion auf der Erzeugung von Rindfleisch. Die entsprechenden Rinderrassen stammen ursprünglich vor allem aus dem französischen und britischen Raum. Demgegenüber konzentrierte sich die Zucht in Deutschland vor allem auf milchbetonte Zwei-Nutzungsrassen wie das Fleckvieh oder das Schwarzbunte Niederungsrind, aus dem dann die Rasse Holstein entwickelt wurde. Die Vorteile der Fleischrinder bestehen je nach Rasse in der Verbesserung der Fleischqualität und der Ausschlachtung. Sie werden in Reinzucht gehalten und kommen vermehrt auch in der Kreuzungszucht mit Milchviehrassen zum Einsatz.
Bei der Erzeugung von Premium-Fleisch bieten Fleischrinder besondere Vorteile. So sorgt ein höherer Anteil intramuskulärer Fette im Fleisch vieler Rassen für ein sehr zartes und saftiges Fleisch. Verbraucher und Köche loben den besonderen Geschmack von Teilstücken aus diesen Tieren. Auf den üblichen Vermarktungswegen wird die herausragende Fleischqualität regelmäßig nicht honoriert. Über eine Direkt- oder regionale Vermarktung lassen sich die Potentiale aber erschließen. Der hierbei notwendige erhöhte Arbeitsaufwand sollte dabei aber beachtet werden.
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